John Sell Cotman

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John Sell Cotman Greta Bridge, 1807, 23 x 33 cm

Das Landschaftsaquarell erlebt in England im 18. und weit bis in das 19. Jahrhundert hinein eine Hochblüte. Ein Grund mag die Reiselust sein, von der die Engländer im Zuge des politischen wie wirtschaftlichen Aufschwungs des Britischen Empires ergriffen werden und ein weiterer Grund ein neues Naturverständnis, wie es beispielsweise der Philosoph Shaftesbury (1671-1713) in einer Hymne an die Natur formuliert: „Supremely fair and sovereignly good! all-loving and all-lovely, all-divine …“ Immer mehr Künstler wie auch Amateure aquarellieren jetzt Landschaften direkt vor Ort. Ab 1804 mit der Gründung der British Society of Painters in Watercolour (heute Royal Watercolour Society) erfährt das Aquarell dann eine große Wertschätzung durch Sammler und die Royal Academy of Arts in London und wird als eine eigenständige Kunstrichtung neben der Ölmalerei anerkannt.

Greta Bridge“ von Cotman hat im Gegensatz zu den licht- und luftdurchfluteten Landschaftsräumen seiner Künstlerkollegen Paul Sandy, Thomas Girtin und vieler anderer einen strengen Bildaufbau mit klar abgegrenzten hellen und dunklen Farbflächen und erinnert an japanische Farbholzschnitte. Strömungen der Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in denen die Komposition auf der Bildebene die Raumillusion verdrängt, werden durch Cotman vorweggenommen.

Literaturauswahl:
David Hill, Cotman in the North: Watercolours of Durham and Yorkshire, 2005
Ursula Kohaupt, Aquarellmalerei im 19. Jahrhundert in England, 2011, http://suite101.de