Emil Nolde

nolde aus netz

 

Emil Nolde, Liebespaar unter roter Blüte, 18,2 x 17,4 cm, © Nolde Stiftung Seebül

Emil Nolde ist einer der bedeutendsten Maler des deutschen Expressionismus und das Aquarell nimmt während aller seiner Schaffensperioden einen wichtigen Stellenwert ein. Besonders hier befreit er die Farbe vom formalen Korsett und experimentiert mit unterschiedlichen Techniken, u.a. mit leuchtenden Farbflecken, die er nass in nass auf stark saugendes Japanpapier setzt, so dass auch auf der Rückseite interessante Effekte erscheinen. Nolde selbst warnt aber: „Technik ist nur Technik, sie soll nicht überschätzt werden!“

Liebespaar unter roter Blüte“ gehört zu einer Serie kleinformatiger Aquarelle, die in der Zeit zwischen 1938 und 1945 entstehen. Emil Nolde nennt sie „Ungemalte Bilder“, die er trotz des vom nationalsozialistischen Regime verhängten „Berufsverbots“ heimlich in seinem Landhaus Seebüll nahe der dänischen Grenze malt. Weil er gezwungen ist, sparsam mit Material umzugehen, überarbeitet er wie bei dem hier gezeigten Beispiel oft ältere auf Japanpapier gemalte Blumenaquarelle und verwendet zusätzlich Gouachefarben und Tusche; es entstehen vielschichtige Bilder (auch im inhaltlichen Sinne), die in ihrer glühenden Leuchtkraft an Kirchenfenster erinnern. Walter Koschatzky zählt die „Ungemalte Bilder“ zu einem „Haupt-Oeuvre der Weltkunst im Aquarell“.

Literaturauswahl:
Walter Koschatzky, Die Kunst des Aquarells, 1989
Bildzyklen – Zeugnisse verfemter Kunst in Deutschland 1933-1945, Katalog der Staatsgalerie Stuttgart 1987