Albrecht Dürer

duerer

Albrecht Dürer, Wehlsch pirg (Landschaft bei Segonzano im Cembra-Tal), 1494, 21 x 31 cm

Die Entwicklung der Aquarellmalerei von einer bloßen Maltechnik zu einer eigenständigen Gattung hängt eng mit der Entdeckung der Natur im ausgehenden Mittelalter zusammen. Auch Albrecht Dürer vertraut nicht mehr allein den überlieferten Vorstellungen; er möchte sie mit seinen eigenen Beobachtungen ergänzen und packt neben der Zeichenfeder handliche Wasserfarben, die durchaus unseren heutigen Aquarellfarben entsprechen, in sein Reisegepäck, um unterwegs direkt vor dem Motiv malen zu können. „Plainair“ – als Fachbegriff erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich – ist also schon von Anfang an ein wesentliches Kennzeichen der Aquarellmalerei.

Dürers Aquarelle bilden mit ca. 30 Blättern nur einen kleinen Teil seines Gesamtwerks und haben „privaten“ Charakter, d.h. sie sind ohne Auftrag entstanden, was für die damalige Zeit eher die Ausnahme darstellt. Sie werden deshalb zunächst kaum beachtet und erst sehr viel später geschätzt und zum Gegenstand kunsthistorischer Forschung. Walter Koschatzky beispielsweise zählt Dürers Landschaftsaquarelle in seinem Buch „Die Kunst des Aquarells“  zu den „bemerkenswertesten Leistungen der Weltkunst“.

Bei dem ausgewählten Beispiel „Wehlsch pirg“ hat Dürer die von ihm durchreiste Landschaft offensichtlich direkt in eine großzügig abstrahierende Pinselsprache übersetzt. Der detailliert ausgearbeitete Hintergrund entstand möglicherweise im Nachhinein. Der aktuelle kunsthistorische Diskurs zu Dürers Aquarellen ist im Ausstellungskatalog „Der frühe Dürer“ zu finden.

Literaturauswahl:
Walter Koschatzky, Die Kunst des Aquarells, 1989
Kristina Herrmann-Fiore, Dürers Landschaftsaquarelle, 1972
Daniel Hess & Thomas Eser (Hrsg.) Der frühe Dürer, Katalog 2012